Schwer ist der Körper des Vogels geworden. Traurigkeit umfängt sein kleines Herz, die Seele ist müde. Schon lange lebt er im Dickicht, unten am Boden des Waldes in den stillen Schatten. Er möchte nicht mehr fliegen. Die anderen Vögel halten Abstand, zu sehr lähmt die Melancholie des blauen Vogels ihr Spiel. Und der möchte auch nicht mehr spielen, möchte gar nichts mehr, außer sich selbst vergessen. Doch da taucht plötzlich ein fremder Vogel auf. Dessen Gefieder strahlt nicht nur wie die Sonne, er trägt auf seinen Schwingen die Hoffnung zu den Tiefen der Bäume…
Dieser kleine blaue Vogel vermag sich nicht zu regen. Und er hört auch das Lied nicht, welches ihm der gelbe Vogel zwitschert. Noch nicht. Der Neuankömmling erweist sich als beharrlich. Jeden Tag rückt er ein Stück näher an den blauen Vogel heran und singt ihm seine Melodie. Und schließlich passiert etwas in dem traurigen Geschöpf. Das Herz wirft seinen Panzer ab und Wärme darf es wieder fluten. Die Umgebung des Tieres sieht mit einmal ganz anders aus, so schön, so voller Leben. Im gemeinsamen Aufschwung in den Himmel vertreiben die beiden Vögel den letzten Rest der Einsamkeit und bestaunen im hohen Flug die Weite einer wunderbaren Welt.
Britta Teckentrup erzählt in Der blaue Vogel von der Heilkraft der Liebe, die alles vermag. Zwischen knorrige Bäume und einen Ort, der mehr Schatten als Lebensraum ist, bringt sie die Hoffnung. Diese streut die Künstlerin wie kleine Diamanten ins Geäst, bis das goldene Funkeln auch die Seele des traurigen Vogels findet. Dann beginnt es überall zu leuchten und der Frühling kommt zurück. Die Bildwelten zeigen knospende Zweige und frisches Grün unter einem Gut-Wetter-Himmel. Es ist ein neuer Anfang, den das Band der Liebe da gewirkt hat. Es ist eine Liebe, die nicht aufgibt, nicht sich selbst, nicht einander.
Eindringlich wird Kindern in Der blaue Vogel das Thema Depression vermittelt, ohne es zum Schreckgespenst zu machen. Britta Teckentrup versteht es wie keine Zweite, Düsternis glaubhaft, verständig und dabei angstfrei in einem Kinderbuch darzustellen – ein Irrgarten, in dem wir uns in den Zeiten unseres Daseins verlaufen, aber auch wieder hinaus finden können. Zugleich erinnert sie an eine entscheidende soziale Fertigkeit – wie wichtig es ist, einander Trost zu spenden und selbst die Trostlosesten nicht zu vergessen. Egal wie dunkel die Zeiten sind, in der Hoffnung findet sich Veränderung.
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Der blaue Vogel: Eine Geschichte über Traurigkeit und Hoffnung
Britta Teckentrup
arsEdition
empfohlenes Lesealter ab 4 Jahren
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Es ist mutig und wichtig, so ein Thema aufzunehmen, finde ich. Kinder verstehen mehr als wir manchmal glauben und man hilft ihnen nicht, wenn man immer versucht, alles Leid von ihnen fernzuhalten.